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Die neue Aufgabe von
Pfr. Gabriel Gnanathiraviam
in seiner Heimatdiözese
Madurai,
im Bundesland Tamil Nadu
in der Union India

Liebe Leser dieser kleinen Boschüre

Pfr. Gabriel hat von seinem Bischof im letzten Herbst eine neue Aufgabe erhalten. Er musste sich von seiner geliebten St. Antonius Pfarrei verabschieden.Er ist jetzt für die caritativen Aufgaben in der Diözese verantwortlich, und das heißt, dass er sich auch um die Verbesserung der sozialen Verhältnisse in der Diözese sorgen muss. Eine riesige Aufgabe!

Caritas heißt also für ihn: Nicht nur konkrete Gabenverteilung, sondern die Menschen vor Ort so zu führen, dass sie vieles selbst in die Hand nehmen, um Not zu überwinden. Dies verspricht am besten Erflog, wenn es gelingt, Interessengruppen zu bilden oder sie zu unterstützen, dass diese selbst Wege zur Verbesserung der Situation entwickeln. Dann gibt es für solche Gruppen z. T. auch Unterstützung durch die Diözese, durch Kolping India, und für einige Projekte auch Mithilfe der Regierung.

In der folgenden Darlegung hat er uns eine Übersicht über sein Aufgabenfeld zugeschickt. So können wir uns etwas besser vorstellen, wenn er uns in seinen Briefen oder Mails von seinen Aufgaben berichtet.

Pfr. Gabriels neue Aufgabe ist also spannend: immer nahe an den konkreten Menschen und ihrer Not, und nur zusammen mit den Menschen kann er etwas bewegen.

Für diese neue Aufgabe wünschen wir ihn von Herzen Gottes Heiligen Geist und allen Segen!

Reinhold Kargl

Aus der Geschichte des Erzbistums Madurei

Seit 1937 widmet sich das Erzbistum Madurei in seiner Mission der Evangelisierung. Französische Jesuitenmissionare haben die Madurei-Mission mit großer Hingabe, engagiert und zielstrebig begonnen. Sie wollten die Menschen bewahren und schützen.

Das heutige Territorium der Erzdiözese Madurei umfasst vier Zivilbezirke, nämlich die Großstadt Madurei, Theni, Virudhunagar und Dindugul. Die katholische Kirche in diesem Gebiet umfasst sieben Dekanate mit insgesamt 80 Pfarreien. Die katholische Kirche ist in diesem Gebiet eine Minderheit, sie zählt in der Erzdiözese ca. 265 000 Katholiken.

Die Kirche hier dient der Lehre Christi. Sie bemüht sich, den Gläubigen geistliche, soziale und allgemeinmenschliche Werte zu vermitteln. Sie verbreitet das Evangelium durch ihre pastoralen, institutionellen und sozialen Missionen.

Madurai Multipurpose Social Service Society (MMSSS) ist die offizielle Organisation für die Sozialarbeit der Diözese Madurei. MMSSS wurde im Jahr 1968 gegründet. Während der Konzeptionsphase waren die Aktivitäten der Organisation stark auf wohltätige Zweckeausgerichtet. Ab 1984 konzentriert sich MMSSS auf viele innovative Entwicklungsstrategien. Dies war ein Paradigmenwechsel, denn jetzt wurde versucht, die Entwicklung zu fördern in dem gruppengebundene Aktivitäten gefördert werden.

So ist MMSSS seit 53 Jahren unermüdlich im Dienst, um den Ärmsten der Armen zu helfen und die Menschen in Not zu unterstützen, denn das Motto der Organisation heißt: Eine gleichberechtigte Gesellschaft in Solidarität mit den Unterdrückten zu erreichen.

Die Hauptziele von MMSSS:

1. Das ziel oder der Zweck, für den MMSSS gegrüdet wurde, ist die Gesamtentwicklung aller Menschen, insbesondere der Schwächeren und der Benachteiligten, unabhängig von Kastenzugehörigkeiten oder Religion, durch die Förderung der sozialen, kulturellen, erzieherischen, medizinischen und wirtschaftlichen Aspekte, um die Menschen eigenständig zu machen. Dies wollen wir durch ein innovatives und konstruktives Programm erreichen.

2. Projekte sind: Außerschulische Bildung, Ersparnisse ermöglichen, landwirtschaftliche Arbeit fördern, Einkommen schaffende Wirtschaftprogramme, Hilfsarbeit und Rehabilitation, Hilfe bei Naturkatastrophen und anderer Katastrophen, sowie Wohlfahrtsprogramme.

3. Benachteiligten Ausbildung zu ermöglichen und ihnen zu helfen. Unterstützung beim Start einkommenschaffender Projekte wie kleiner kollektiver Unternehmen, Heimindustrie und andere Selbständigkeitsprogramme für ihr Wohlergehen und ihre Nachhaltigkeit durch Selbstverwaltung und gegenseitige Unterstützung durch Bildung von Vorsorgorganisationen.

4. Vermittlung von Gesundheits- und Hygieneausbildung für benachteiligte Personen, und Initiierung von Projekten und Programmen zu diesem Zweck.

5. Durchführung von gemeinschaftlichen Entwicklungsprojekten, wie Trinkwasserversorgung, Reparatur von Tanks, Teichen und Wassereinzugsgebieten, sowie Verlegung von Straßen.

6. Förderung kleiner Spar-Fonds und rotierender Fonds in der Gemeinschaft im Hinblick auf Eigenständigkeit, wirtschaftlichen Aufschwung und Befreiung von Zinswucher.

7. Integration aller Aktivitäten, die Arbeit der Organisation in Zusmmenarbeit mit ähnlichen NPOs (nicht profitierende Organisation) und anderen Organisationen..

Aktuelle Hauptaktivitäten von MMSSS:

1. Das Empfangsheim

Es steht in der Stadt Virudhunagar. In Zusammenarbeit mit der Abteilung für sozialen Schutz in der Regierung von Tamil Nadu und in Koordination mit der CWC (Children Welfare Commission = Kinderhilfskomminssion) besteht das Heim seit 22 Jahren.

Es ist ein Heim für Kinder (bis 18 Jahren) mit schwerem und schwierigem Hintergrund. Es sind Straßenkinder, Waisenkinder, sexuell missbrauchte Kinder… Es gibt bei uns auch immer noch Kinderheirat… Manchmal fliehen Kinder von zuhause zusammen mit anderen (Mädchen und Jungen unter 18), weil es von zuhause ein starkes Liebesverbot gibt. Wir erleben in diesem Bereich jeden Tag etwas Neues.

Wir haben hier 8 Mitarbeiter, die sich um die Kinder kümmern.Es gibt psychologische Beratung, auch für deren Eltern. Wir kümmern uns um die Kinder mit Nahrung und Unterkunft.Wir sorgen für ihre Gesundheit durch medizinische Betreuung und durch eine gute Atmosphäre. Die Kinder werden in der Bildung gefördert, um etwas Handwerkliches oder etwas Künstlerisches zu fabrizieren. Mitunter gibt es auch Gerichtsverfahren für sie, dann müssen sie die Betreuer zum Jugendgericht begleiten. Wenn alles gut wird, können die Kinder wieder nach Hause zu den Eltern, oder sie kommen in ein Waisenheim. Hier im Haus bleiben die Kinder nicht permanent.

Die Regierung unterstützt dieses Heim, aber 20% müssen wir selbst dazu beitragen.. Momentan sind in diesem Heim 15 Kinder.

2. Child Line India Foundation (CIF)

Es ist ein Projekt in Partnerschaft mit dem “Ministerium für Frauen- und Kinderentwicklung der Union“ (MWCD) – Indien. Im Rahmen des Programms “Integrierte Kinderbetreuung und Kinderschutz (ICPS)“ haben wir in Aruppukottai ein Zentrum eingerichtet.

Es ist ein Regierungsprogramm und wird zu 80% von der Regierung finanziert. Wir haben dort 6 Mitarbeiter. Sie besuchen dreimal pro Woche verschiedene Orte, wie Schulen oder Taxistand, Arbeitsplätze von Frauen, auf den Feldern, in Krankenhäusern. Sie machen dort Menschen auf diese Hilfsmöglichkeit aufmerksam. So hatten wir letzte Woche einen Fall…

Es ging um ein Kind mit 4 Jahren. Es hat keine Eltern, sondern lebt bei der Großmutter, die aber täglich zur Arbeit gehen muss, weil es sonst nichts zu essen gibt. Sie konnte das Kind nicht zum Arbeitsplatz mitnehmen, deswegen hat sie das Kind im Haus eingesperrt. Das Kind hat oft geschrien. Nun haben die Nachbarn von “1098“ gehört und sie haben bei uns angerufen. Wir konnten das Kind aufnehmen. Jetzt ist es in sicherer Hand.

3. Don Bosco-Technologie (DB-Tech)

Ein Programm für Jugendliche, um sie mit Computerarbeit vertraut zu machen. “Skilling India“ stellt seine Vision und Mission unter das Motto “Bridge Digital, Social and Economic Divide in India“ (eine digitale Brücke in der sozialen und wirtschaftlichen Lücke). Dieses Programm trägt wesentlich zur Entwicklung marginalisierter Jugendlicher bei. Sie werden befähigt, einer Beschäftigung nachzugehen und ihren Lebensstill zu verbessern.

Es findet statt in Sivakasi als eine CSR-Initiative (Corporate Sozial Responsiblity) in Partnerschaft mit ITC & Accenture. Alle drei Monate gehen 50, also pro Jahr 200 Jugendliche aus unserem Institut nach dieser Ausbildung mit einem Zertifikat. Viele dieser Jugendlichen arbeiten heute in Supermärkten an der Kasse. Finanziert wird dieses Projekt von großen Firmen, wie z. B. Siemens.

4. Caritas India

Die Caritas India führt zur Zeit, von 2020-2021, ein Projekt durch, welches das Bewusstsein für Krebserkrankungen schärft. Dabei sollen auch Krebserkrankte identifiziert werden. Es besteht eine Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und es werden Schulungen durchgeführt. Bereitstellung von Gesundheitsleistungen gehören ebenso zu diesem Programm.

5. Kolping India

Kolping India ist ein laufendes Projekt, also in allen vier Zivilbezirken und wird von MMSSS durchgeführt. Wir haben in der Diözese rund 1300 Kolpingsmitglieder in 120 Gruppen. Die Hauptaktivitäten bestehen darin, Kolpingsfamilien zu fördern. Die Mitglieder werden zum Sparen motiviert, es werden Aktivitäten zum eigenen Lebensunterhalt gefördert, z. B. IIGP (Einkommen generierendes Programm für Einzelne), CIGP (Einkommen generierendes Programm für Gruppen), MAP gibt Milchkühe oder Schafe an arme Familien, dass sie damit weiter wirtschaften. Und VTP führt im Sommer Trainungsprogramme fürJugendliche durch.

Auch der Bau von Toiletten, Bau oder Renovieren von Häusern und Gesundheitsmaßnahmen werden durch Kolping India gefördert. Die Kolpingsmitglieder zahlen 100 Rupien als Jahresbeitrag. Kolping India ist keine caritative Organisation, sondern eine Kreditvergabe-Organisation. D. h. Die Mitglieder bekommen einen Kredit, den sie in 12 Monaten wieder zurückzahlen,damit das Geld wieder anderen hilft. Das ist Kreditkreislauf!

6. ICICI Bank Linkage (=Zusammenarbeit):

MMSSS unterhält mit der Bank eine “Einrichtung zur Förderung der Selbsthilfe“ (SHPI) Es hat einen Vertrag mit der ICICI-Bank unterzeichnet. Je nachdem bieten wir unseren Selbsthilfegruppen finanzielle Unterstützung an in Form eines “befristeten Darlehens“. Durch diese Verknüpfung haben die SHG-Mitglieder in vielen Dörfern von der Inanspruchname der Laufzeitendarlehen profitiert. Die MMSSS Mitarbeiter stellen sicher, dass der Darlehensbetrag für ihre wirtschaftliche Entwicklung verwendet wird, und auch die Rückzahlung ordnungsgemäß erfolgt.

7. Creditunion:

Der Traum der MMSSS für diese Zielgruppe ist: “Das Geld der Menschen soll für die Menschen eingesetzt werden“ (People‘s Money for the People). Es gib 21 Kreditgenossenschaften, die mit 199 Gruppen zusammen arbeiten. Die Gesamtzahl der Mitglieder beträgt 1241. Die Kreditgenossenschaft wird auf Clusterbebene (Zweckgemeinschaften) gebildet, und die Ersparnisse der Gruppen werden auf der Ebene der zentralisierten Föderation (Credit Union Account) hinterlegt. Derzeit hält die Union einen Einzahlungsbetrag von Rs.27,48,700/=. Diese Geld wird von den Mitgliedern je nach Bedarf ausgeliehen.

8. TASOSS:

Dies ist eine caritative Organisation auf Regionalebene. Sie hilft uns ab und zu mit Projekten. Zur Zeit haben wir mit Tasoss ein Projekt für die Migrantenarbeiter. Es gibt in der Region viele Wanderarbeiter, die in nichtorganisierten Sektoren tätig sind, d.h. sie haben keinerlei Schutz. Sie und ihre Arbeit unterstützen wir durch dieses Projekt. Dieses Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. MMSSS implementiert (setzt es ein) in fünf ausgewählten Dörfern in Virudhunagar.

9. Christliche Frauenhilfsgesellschaft des Distriks:

Dieses Projekt wird von der Regierung von Tamil Nadu, dem Ministerium für Minderheitenwohlfahrt unterstützt. Im Rahmen dieses Projektes wurden die vier Distrikte Madurai, Theni, Dindugal (Kodaikanal) und Virudhunagar unter dem Registrar of Societies registriert. Ein Betrag von Rs 10,00,000/= wurde aus Spenden gesammelt und auf einem separaten Bankkonto hinterlegt. Auf dieser Grundlage unterstützt die Regierung mit einem Zuschuss von Rs. 20,00,000/=.Der Gesamtbetrag von Rs. 30,00,000/= wird an verdiente christliche Frauen ausbezahlt, um kleine Einkommen-schaffende Aktivitäten zu starten.

10. Domestic Service Center: (DSC)

Dieses Projekt dient dazu, mittellose und verlassene Frauen zu identifizieren und sie für Haushaltsarbeiten zu befähigen. Wir geben jenen Frauen Training im Haushalt und im Hospiz-bereich. Wie sich in Deutschland Frauen aus Polen um die Alten kümmern, so helfen wir diesen benachteiligten Frauen, bei wohlhabenden Leuten Arbeit zu bekommen. Reiche Leute, die Hilfe für die Hausarbeit suchen wenden sich an uns, und wir schicken ihnen Frauen, die bei uns dafür geschult wurden.

NB: Für das Verständnis der genannten Geldbeträge:
1 Euro entspricht ca 80 indische Rupien.
1000 Rupien entsprechen 12, 50 Euro